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Geschichtsdetektive im Zeitungsarchiv: Auf Spurensuche in die Kölner Vergangenheit (5. April 2025)

Ein Rückblick auf den KinderUni-Workshop des Lehrstuhls für Neuere Geschichte

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Teilnehmer des Workshops begutachten eine aktuelle Tageszeitung.
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Die Gestaltung einer historischen Zeitung im Archivbestand wird näher betrachtet.
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Zwei Schüler bei der Stationenarbeit.

Am 5. April 2025 fand der KinderUni-Workshop „Geschichtsdetektive im Zeitungsarchiv: Auf Spurensuche in die Kölner Vergangenheit“ unter Leitung von Elias Mahiout und Jonas Wernz in Kooperation mit der Arbeitsstelle für Geschichte der Publizistik statt. In den Räumen des Zeitungsarchivs untersuchten 20 Kinder der Jahrgangsstufen 5 und 6 von Schulen in Köln und im Umland gemeinsam mit den Mitarbeitern des Lehrstuhls für Neuere Geschichte sowie den Hilfskräften Marie Benke und Lisa Schmitz drei spannende historische „Fälle“. 

Das Ziel des Workshops: den Schülerinnen und Schülern explorativ die methodische Arbeit von Historikern und Historikerinnen nahezubringen und spielerisch reflektiertes historisches Denken anzuregen. In drei progressiv aufeinander aufbauenden Stationen bekamen die Workshop-Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur Einblicke in diverse Facetten der Kölner Vergangenheit. Sie erarbeiteten sich auch das methodische Handwerkszeug dazu, eigenständig historisch zu arbeiten. Ausgestattet mit einem Detektivausweis und einer Stempelkarte für gelöste Fälle, begaben sich die Lernenden zusammen mit den Mitarbeitern in Kleingruppen, um auf „Spurensuche“ in die publizistischen Quellen zu gehen.

 

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Schülerinnen vervollständigen ein Fraktur-Alphabet.
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„Detektivmaterial“: eine Stempelkarte und ein Fraktur-Alphabet.

Ausgehend von der Frage, um was für eine Art von Medium es sich bei (historischen) Zeitungen eigentlich handelt, meisterten die Schülerinnen und Schüler an Station 1 zunächst die Kunst, Frakturschrift zu lesen und zu schreiben. Mit Hilfe eines Fraktur-Alphabets schafften die Geschichtsdetektivinnen und Geschichtsdetektive es, den historischen „Code“ eines Fraktur-Artikels zum Dombau zu entziffern und sich so der Geschichte des Doms als „ewige Baustelle“ Kölns zu nähern. 

 

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Quellensprache unter der Lupe.
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Stationenarbeit zur Verhaftung des Kölner Erzbischofs im März 1874.
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Austausch über die Berichterstattung der Kölnischen Volkszeitung.

Darauf aufbauend erarbeiteten sie sich an Station 2 das Thema „Kulturkampf“ in Köln am Beispiel der Inhaftierung des Kölner Erzbischofs Paulus Melchers im Gefängnis „Klingelpütz“ im März 1874. Unter Vergleich zweier zeitgenössischer Zeitungen aus dem Archivbestand, der Kölnischen Volkszeitung und der Neuen Preußischen Zeitung, kamen die Kinder den multiperspektivischen Wertungen, Formulierungen und Kontextualisierungen in den Quellen „auf die Spur“. Dazu musste die historische Quellensprache genau unter die Lupe genommen werden – was bedeutet eigentlich „hiesig“ und was ist ein „Arresthaus“ oder gar eine „telegraphische Depesche“? Und warum berichten zwei Zeitungen eigentlich so unterschiedlich über das gleiche Ereignis? Mit Unterstützung des Lehrstuhlteams reflektierten die Schülerinnen und Schüler mögliche Motive hinter der Berichterstattung und lernten, die Zeitungstexte kritisch verstehend „zwischen den Zeilen“ zu analysieren. 

 

 

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Kölner Stadt-Anzeiger vs. EXPRESS: Wer berichtet wie?
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Die Berichterstattung des EXPRESS über den „Fall Petermann“ wird analysiert.
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Ideensammlung zur unterschiedlichen Gestaltung der Zeitungen.

In der finalen Station lag der Fokus auf der Untersuchung visueller „Beweismittel“: in anderen Worten der Analyse der Gestaltung historischer Zeitungen. Die Workshop-Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten unter Rückgriff auf die „Causa Petermann“ - den Ausbruch des berühmten Schimpansen aus dem Kölner Zoo im Jahr 1985 -, welchen Fokus die jeweiligen Zeitungen setzten und wie die Seitengestaltung die Berichterstattung beeinflusste. Es wurde ein induktiver Vergleich zwischen Zeitungsberichten des EXPRESS und des Kölner Stadt-Anzeigers unter Analyse des Zusammenspiels von Seitengestaltung, Bildmaterial und Überschriften gezogen.

 

 

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Was zeichnet gute Geschichtsdetektivinnen und Geschichtsdetektive aus?
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Brainstorming im Plenum: das brauchen und können Geschichtsdetektivinnen und Geschichtsdetektive!

Nach erfolgreicher Bearbeitung der drei historischen „Fälle“ trug der Workshop die Erkenntnisse der Gruppen darüber zusammen, was gute Geschichtsdetektivinnen und Geschichtsdetektive denn nun auszeichne. Neben Neugierde, fundierter Lese- und Schreibkompetenzen, der Fähigkeit zum Perspektivwechsel und gesichertem Kontextwissen durfte das geeignete „Beweismaterial“, die publizistischen Quellen, natürlich nicht fehlen! Zum Abschluss des vierstündigen Workshops in der Arbeitsstelle für Geschichte der Publizistik erhielten alle Kinder eine Detektiv-Urkunde zur Bescheinigung ihrer erfolgreichen Grundausbildung zu Nachwuchs-Historikerinnen und Historikern. 

Für den Lehrstuhl der Neueren Geschichte und das Historische Institut der Universität zu Köln ist der Workshop der erste eigene Beitrag zum Programm der KinderUni. Das Lehrstuhlteam von Professorin Ute Planert freut sich über das rege Interesse und die Beteiligung der Teilnehmenden und plant auch zukünftig, sich in Kooperation mit der Arbeitsstelle für Geschichte der Publizistik am Programm der KinderUni zu beteiligen. 

 

 

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