Publikationsorgan des Monats
Seit 2021 veröffentlicht die Arbeitsstelle für Geschichte der Publizistik in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Neuere Geschichte das „Publikationsorgan des Monats“. Je Semester erscheinen drei neue Ausgaben, von denen jede eine Zeitung oder Zeitschrift des Bestands der Arbeitsstelle vorstellt, diese in ihrem historischen Kontext verortet und deren geschichtswissenschaftliches Untersuchungspotential diskutiert. Entlang den Bruchstellen deutscher und europäischer Geschichte zeichnet die Kolumne so die langfristigen publizistischen Entwicklungslinien vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Zeit der späten Bundesrepublik nach.
November 2024 - Transatlantische Widerstandspublizistik
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs waren die Vereinigten Staaten und England zu einem Sammelpunkt von Exilvereinigungen geworden. Dänische, deutsche, tschechoslowakische und belgische Exilanten arbeiteten hier am publizistischen Widerstand gegen die NS-Diktatur und deren Besatzungsregimes. Über fünf Widerstandszeitschriften, die alle ein gleiches Ziel hatten - und doch ganz unterschiedliche politischen Agenden verfolgten.
Oktober 2024 - Raumforschung und Raumordnung
Raum ist überall. Für die Nationalsozialisten waren „Raumfragen“ von elementarer ideologischer Bedeutung. Über eine Zeitschrift, in der nationalsozialistische Wissenschaft, eugenische Bevölkerungspolitik und die publizistische Flankierung expansiver Außenpolitik zusammenfanden.
Juni 2024 - Quick
Die "Quick" war von 1948 bis 1992 eine der bedeutendsten deutschen Illustrierten Westdeutschlands. Skandale, Klatsch, Sex und Crime wurden in den gesellschaftlichen Umbrüchen von sexueller Revolution und Aufklärung rasch zu ihren Markenzeichen. Doch nicht nur Prominenz und Erotik bestimmten ihre Inhalte – sie besaß auch eine politisch-konservative Dimension. Wie passt das zusammen?
Mai 2024 - Schlözers "Stats-Anzeigen"
Schlözers „Stats-Anzeigen“ waren im späten 18. Jahrhundert eine einflussreiche Zeitung, die von bürgerlichen Intellektuellen gierig gelesen wurde. August Ludwig von Schlözer revolutionierte das Zeitungswesen seiner
Zeit mit dem Ziel, seine Leser zu politisch mündigen Bürgern zu machen. Von diesem Anspruch herausgefordert, konnten sich selbst die politischen Eliten der Zeitung nicht entziehen.
April 2024 - Deutsche-Brüsseler-Zeitung
Ein deutsches Blatt aus der belgischen Hauptstadt, das bis nach London, New York und Madrid verkauft wurde? Ein revolutionäres Leitorgan, das die Argusaugen der konservativen Mächte auf sich zog? Über eine besondere Brüsseler Zeitung, in der Exilantentum, eine transnationale Verleger-Vita, vormärzliche Oppositionsnetzwerke und die kommunistische Bewegung in den Monaten vor den Revolutionen von 1848/49 zusammenfanden.
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Januar 2024 - Die Kölnische Zeitung
Generationen der Familiendynastie DuMont erarbeiteten der "Kölnischen Zeitung" ihren Ruf als eine der bedeutendsten deutschen Tageszeitungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Mit den modernsten technischen Möglichkeiten ausgestattet, berichtete die Zeitung zwischen liberal-oppositioneller Haltung und zeitweise direkten Verbindungen in die Regierungskreise. Wie behielt das Blatt in diesem ambivalenten Verhältnis über Jahrzehnte hinweg das Gleichgewicht?
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Dezember 2023 - Kinematograph, Filmkurier, Illustrierter Filmkurier
Film und Kino stellten in der Zwischenkriegszeit schichtenübergreifend trotz - oder vielleicht gerade wegen - der zahlreichen Krisen der Weimarer Republik eine der beliebtesten Freizeitaktivitäten dar. Rasch entwickelte sich daher ein ausdifferenzierter Filmzeitungsmarkt, der für jeden das passende Leseangebot bereithielt. Über drei Filmzeitungen der Weimarer Republik, die das Filmwesen auf ganz unterschiedliche Art und Weise präsentierten.
November 2023 - Der Kicker
Der Kicker zählt zu den ältesten noch bestehenden deutschsprachigen Zeitschriften. Sein Metier ist der Fußball, doch er war immer auch politisch. Gerade deshalb ist seine Geschichte auch eine Geschichte der Ambivalenzen und Diskontinuitäten.
Juni 2023 – Gartenlaube
Ernst Keils „Gartenlaube“ gilt gemeinhin als massenwirksames Familienblatt des 19. Jahrhunderts, welches hauptsächlich vom Bürgertum gelesen wurde und deshalb Aufschluss über dessen soziokulturellen Interessen gibt. Bei genauerer Betrachtung erschließen sich jedoch auch ideologische Positionen von Antisemitismus über Nationalismus bis (Anti-)Feminismus. Wie passen diese nach außen unpolitische Haltung eines Unterhaltungsblattes mit einer impliziten Verhandlung zeitgenössischer politischer Reizthemen zusammen? Über ein Blatt im Aufstieg der Massenpresse, das eine „subtile Dichotomie“ an den Tag legte.
Mai 2023 – Allgemeine Zeitung
Eine Absage an Parteilichkeit und Ausschmückungen sowie ein internationales Korrespondentennetz – das Blatt der Cotta’schen Buchhandlung wollte gleich in zweifacher Hinsicht publizistisches Neuland betreten. Rasch wurde es zu einer der großen deutschen Zeitungen, die selbst einflussreiche Leser aus allen Ländern Europas gewann. In keinem anderen Blatt spiegeln sich die Wandlungsprozesse der Öffentlichkeit und die politischen Auseinandersetzung des gesamten „langen“ 19. Jahrhunderts so deutlich wie in der „Allgemeinen Zeitung“.
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April 2023 - B.Z. am Mittag
Im Oktober 1904 wurde mit der "B.Z. am Mittag" die erste Boulevardzeitung überhaupt geboren. Damit begann der beispiellose Aufstieg eines völlig neuen und äußerst innovativen Zeitungstypus, der in der wilhelminischen Gesellschaft und später in der Weimarer Republik reißenden Absatz fand. Über ein Blatt, das es verstand, Seriosität und Unterhaltung, Information und Sensation, in gänzlich neuer Weise miteinander zu verbinden, und dabei den Anspruch besaß, aktueller als jede andere Zeitung seiner Zeit zu sein.
Januar 2023 – Agitator
Im Frühsommer 1871 stellte der „Agitator“ das einzige Publikationsorgan der ersten gesamtdeutschen Arbeiterpartei dar. Dabei hatte seine Funktion ursprünglich einmal nur in der Anwerbung neuer Mitglieder bestanden. Über das politische Sprachrohr einer Arbeiterbewegung im Umbruch.
Dezember 2022 – Alldeutsche Blätter
„Gedenke, daß Du ein Deutscher bist!“ – Ausgeprägter Nationalismus, imperiale Weltmachtambitionen, kompromisslose Germanisierungsprojekte und völkische Rassenideologien fanden in den „Alldeutschen Blättern“ zusammen. Ein Einblick in die Publizistik der rechtsnationalen Kolonialenthusiasten des Kaiserreichs und der Weimarer Republik.
November 2022 – Neue Bahnen
1866 wurden die „Neuen Bahnen“ als emanzipatorische Frauenzeitschrift mit nationalem Anspruch gegründet. Ihr Interesse galt dabei zunächst weiblicher Arbeit, Bildung und Fortschritt im In- und Ausland. Über das vielseitige Vereinsblatt der entstehenden organisierten Frauenbewegung im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Juni 2022 – Simplicissimus
Der „Simplicissimus“ sorgte mit schamlosen Karikaturen, polemischen Texten und spitzem Humor für Kritik an der Politik des Kaiserreichs. Mit den verändernden Epochen wandelte sich jedoch auch das Feindbild der Zeitschrift. Welchen Platz nahm politische Satire in der Gesellschaft und Presse um 1900 ein?
Mai 2022 – Die Jugend
Die Münchner „Jugend“ vereinte auf künstlerisch anspruchsvollen Seiten Kultur und Politik. Mit diesem Zugang wollte die Zeitschrift den Weg aus der wilhelminischen Spießbürgerlichkeit in die Avantgarde weisen. Wie der „Jugendstil“ zu seinem Namen kam.
April 2022 – Völkischer Beobachter
Seit 1920 diente der „Völkische Beobachter“ der NSDAP als zentrales publizistisches Propagandainstrument. Adolf Hitler selbst gab als ständiger Mitarbeiter den völkisch-antisemitischen Grundton der Zeitung vor, der die Leserschaft im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung zunächst gegen die Weimarer Demokratie, später gegen die alliierten Kriegsfeinde mobilisieren sollte. Über ein Parteiorgan, dass Aufschluss gibt über die medialen Inszenierungsstrategien der NS-Bewegung.
Januar 2022 – Das Westphälische Dampfboot
Karl Marx, Friedrich Engels, Moses Hess – die Liste bekannter Autoren der Zeitschrift „Das Westphälische Dampfboot“ ist lang. Zwischen 1845 und 1848 fungierte sie als Meinungsplattform linksdemokratischer und kommunistischer Intellektueller, die in ihr vorwiegend über sozialpolitische Themen stritten. Über eine Zeitschrift, die trotz ihres vergleichsweise begrenzten Erscheinens im Rheinland, in Ostwestfalen und Lippe alles andere als ein harmloses Regionalblatt war.
Dezember 2021 – Der Geächtete
Eine Handvoll deutscher Exilanten im Paris der 1830er Jahre, ein hierarchischer Geheimbund und ein Publikationsende nach nur zwölf Ausgaben – die Zeitschrift „Der Geächtete“ erscheint nur auf den ersten Blick als ein publizistisches Kuriosum des „Vormärz“. Über ein Blatt, in dem Frühsozialismus und das Streben nach „nationaler Befreiung“ zusammenfanden.
November 2021 – Deutsche Tribüne
Gerade einmal neun Monate lang erschien die „Deutsche Tribüne“ zwischen 1831-32 im Königreich Bayern – und gilt dennoch als die bedeutendste oppositionelle Zeitung des deutschen „Vormärz“. Wie kann das sein?
Juni 2021 – Tempo
1928 richtete sich eine neue Zeitung an die junge Generation der Weimarer Republik, die „ihrer Zeit nicht nachkeucht, sondern sie miterlebt“. Wie kaum ein anderes Blatt stand die „Tempo“ für die beschleunigte, moderne Lebensführung der demokratischen Massenkultur der 1920er und frühen 1930er Jahre. Kein Wunder, dass sie auch noch knapp hundert Jahre später ihren Weg in die Erfolgsserie „Babylon Berlin“ fand.
Mai 2021 – Germania
Dass im Jahr der Reichsgründung 1871 auch die „Germania“ ins Leben gerufen wurde, war kein Zufall. Als Sprachrohr des politischen Katholizismus unterstützte sie die katholische Zentrums-Partei im „Kulturkampf“ gegen Bismarck. Über eine Zeitung, die im Kaiserreich zeitweilig sogar als staatsgefährdend eingestuft wurde.
April 2021 – Neue Preußische Zeitung
Keine drei Monate nach Ausbruch der Märzrevolution 1848 stellte sich im Königreich Preußen eine neue Zeitung gegen die liberalen Rufe nach „Einheit und Freiheit“. Schnell wurde die „Neue Preußische Zeitung“ zu einem der einflussreichsten konservativen Blätter. Aber warum wurde sie von Zeitgenossen oftmals nur „Kreuzzeitung“ genannt?