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Die Neue Preußische Zeitung. Christlich-monarchischer Antiliberalismus (1848-1939)

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Titelseite der NPZ vom 09.11.1918, Nr. 574 (Abend-Ausgabe)
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Titelseite der NPZ vom 10.11.1918, Nr. 575 (Morgen-Ausgabe)

Als im Juni des Revolutionsjahres 1848 die erste Ausgabe der „Neuen Preußischen Zeitung“ erschien, warb sie mit dem Eisernen Kreuz und der Losung „Vorwärts mit Gott für König und Vaterland“ auf dem Titelblatt um eine preußisch-konservative Leserschaft. Das im Alltag unter „Kreuzzeitung“ firmierende Blatt nahm damit auf den preußischen „Befreiungskrieg“ gegen Napoleon Bezug, als Friedrich Wilhelm III. zum Kampf „Mit Gott für König und Vaterland“ aufrief und verdiente Krieger mit dem Eisernen Kreuz dekorierte. Unverkennbar agierte die Zeitung zur Verteidigung einer konservativ-ständischen christlichen Monarchie – zunächst im Königreich Preußen, später im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, bis die Nationalsozialisten sie 1937 redaktionell übernahmen und 1939 einstellten.

Die der preußischen Machtelite angehörigen Abonnenten um das ländliche Junkertum, den Adel, das höhere Offizierskorps und Vertreter des orthodoxen Protestantismus erwartete ab 1848 eine antiliberale, modernitäts- und fortschrittsfeindliche Zeitung. Vehement richtete sich die „Kreuzzeitung“ gegen Demokratie, Republikanismus sowie Kapitalismus und positionierte sich mit ihrer Gegnerschaft zur Sozialdemokratie markant in der publizistischen Öffentlichkeit. Ihre Grundhaltung war zudem durchweg antisemitisch. Auch wenn sie sich im Kaiserreich bewusst als Organ eines ‚gemäßigten‘ Antisemitismus zu präsentierten versuchte, kam den regelmäßig publizierten antisemitischen Anfeindungen unter einigen Chefredakteuren – allen voran Wilhelm von Hammerstein (Chefredakteur 1881-1895) – eine erkennbar tragende Bedeutung zu. Wurde die Gründerkrise mit Bismarcks Verbindungen zu einer vermeintlich jüdischen Finanzwelt erklärt, verschränkten sich in ihren Diffamierungen der Weimarer Republik die Ablehnung von Revolution und Demokratie mit Judenfeindschaft zum antisemitischen Narrativ der „Judenrepublik“.

Trotz des vergleichsweise kleinen Kreises von höchstens 10.000 Lesern war die „Kreuzzeitung“ politisch einflussreich. Das lag nicht zuletzt an ihren vielen Verbindungslinien zur Politik. Viele ihrer Autoren und Redakteure waren Abgeordnete des Reichstages oder des preußischen Abgeordnetenhauses und nutzten die Zeitung als Medium politischer Stimmungsmache. Während die Zeitung sich im Kaiserreich angesichts des Regierungsbündnisses mit der Nationalliberalen Partei zeitweise in
konservative Opposition zu Bismarck stellte, ging sie in der Weimarer Zeit den Schulterschluss mit der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) ein und hetzte gegen demokratische Politiker der jungen Republik.


In der Arbeitsstelle für Geschichte der Publizistik lässt sich die „Kreuzzeitung“ von ihrer Erstausgabe im Jahr 1848 bis zu ihrer Einstellung 1939 ohne Bestandslücken als Mikrofilm einsehen. Anhand ihrer wöchentlich erschienenen zwölf Ausgaben lassen sich im unmittelbaren ereignispolitischen Zusammenhang die Dynamiken elitär-konservativer und antisemitischer Diskurse in Auseinandersetzung mit der Moderne im „langen“ 19. Jahrhundert, das Zusammenwirken von Publizistik und Politik in Deutschland sowie die rechtskonservative Meinungslandschaft im Übergang vom Kaiserreich zur Republik untersuchen.

Diese Ausgabe des Publikationsorgans des Monats steht hier als Download bereit.

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